KORKIS: Kompetenz- und Risikoorientierung für den Kindesschutz
KORKIS ist eine Methodik für Kindesschutzbehörden (KESB) und andere im Bereich des Kindesschutzes tätige Fachstellen (Beistandschaftsdienste, Sozialbehörden etc.). KORKIS ist ein theoretisch fundiertes und strukturiertes Handlungsmodell für die Erstbewertung neu eingehender Fälle (Triage), die Abklärung bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung, für die Planung und Führung von Kindesschutzmassnahmen sowie für die Evaluation von Interventionen und internen Arbeitsprozessen.
Neben der Kompetenzorientierung, welche insbesondere auf Entwicklungs- und Lerntheorien zurückgreift, wurden für die Entwicklung der Methodik Erkenntnisse aus der Risikoorientierung integriert. Mit CARE-CH (Child Abuse Risk Evaluation – CH), einem in Kanada entwickelten Instrument für die Einschätzung von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, wird auf ein bewährtes und evaluiertes Instrument für das Risikoassessment zurückgegriffen. Bei der fachlichen Unterlegung der Fall-Triage wurden Elemente des Berner und Luzerner Abklärungsinstruments zum Kindesschutz1 integriert – herzlichen Dank an Andrea Hauri, Andreas Jud, David Lätsch und Daniel Rosch für die entsprechende Genehmigung.
Das Modell wurde im Jahr 2025 für Abklärungen mit getrenntlebenden Familien mit hochstrittigen Eltern erweitert. Besonderes Augenmerk gilt dabei auf Elternebene der Ausprägung des Konflikts und allfälligem Entfremdungsverhalten, auf Kinderebene der Bindungsverhaltenstendenz, der Ambivalenzfähigkeit und dem Umgang mit dem Loyalitätskonflikt.
Für das im Jahr 2020 abgeschlossene Erstimplementierungsprojekt bei der KESB Rheintal (SG) liegt eine umfassende Evaluationsstudie vor.
1 Hauri, A., Jud. A., Lätsch, D. & Rosch, D. (2018). Das Berner und Luzerner Abklärungsinstrument zum Kindesschutz. In: D. Rosch, Chr. Fountoulakis & Chr. Heck, Handbuch Kindes- und Erwachsenenschutz: Recht und Methodik für Fachleute (S. 640 – 641). Bern: Haupt-Verlag
